Wenn man nach Marokko fährt, ist die Gefahr, dass man mit einem haarigen Wohnungsgenossen zurück kommt ziemlich hoch. Bei unserem ersten Urlaub war es noch ein Spontankauf, ein Beni Ourain Teppich. Damals hatte ich aber ehrlicherweise keine Ahnung, dass der so heißt. Meine Erfahrung mit den marokkanischen Verkäufern ist, dass sie – so ein bisschen in freudscher Art – die tiefsten Wünsche der Konsumenten an die Oberfläche bringen. Wenn man sich also schon vorstellen könnte, einen Teppich ins Wohnzimmer zu legen, kann es leicht sein, mit einem Teppich wieder die Heimreise anzutreten.
Der Beni Ourain war unser erster Kauf und er hat genau das gekostet, was er uns wert war. So funktioniert das nämlich in Marokko, man hat es mit guten Verkäufern zu tun, die wissen, wie ihre Kunden ticken. Mein Tipp ist für jeden Einkauf vorher zu überlegen, was genau man haben will und auch was genau das Budget ist, dass man dafür ausgeben will. Angeblich ist Essaouira auch günstiger als Marrakesch, das kann ich aber leider nicht genau sagen, im Teppichbasar von Marrakesch gibt es natürlich eine größere Auswahl. Was aber die Sache vielleicht noch komplizierter macht.
Mein persönlicher Ansatz war also mir zu überlegen, für welche Räume wir Teppiche suchen und wie große die sein sollen. Dann habe ich mir bei den Spaziergängen durch die Stadt die Händler ausgesucht, wo mir die Präsentation vor dem Geschäft schon gut gefallen hat ausgesucht, ich wollte nämlich nicht mit mehreren Händlern Verkaufsgespräche führen und die meisten haben eine ziemlich breite Auswahl an Teppichen im Shop, auch wenn der auf den ersten Blick gar nicht so groß erscheint.
Bei unserer letzten Reise war klar, dass wir einen Teppich fürs Haus mitnehmen wollen und dann noch mindestens einen fürs Wohnzimmer in der Wohnung und dann wollte ich unbedingt einen Boucherouite Teppich, das sind die marokkanischen Fleckerlteppiche, nicht aus Wolle, sondern aus Baunwollstoffen produziert.

Azilal Teppich
Azilal-Teppiche kommen aus dem Atlasgebirge und der Region Azilal, sie haben individuellere Muster als der Beni Ourain und bestehen aus Schafwolle, die manchmal auch gefärbt sein kann. Unser Azilal besteht aus schwarzer und weißer Schafwolle und wie alle handgeknüpften Teppiche hat er nur auf einer Seite Fransen, nämlich dort, wo die Enden der Weberei quasi fixiert wurden.
Beni Ouarain
Ein Beni Ouarain ist hell und hat meistens ein schwarzes oder braunes Rautenmuster und ist traditionell gewebt und geknüpft. Die Muster sind von der Familie tradiert, aber es ist anzunehmen, dass bei der großen Nachfrage nicht mehr alle Beni Ouarains im Atlasgebirge in kleinen Familienbetrieben produziert werden.
Nachdem die Teppiche aus reiner Schafwolle produziert sind, haben sie eine natürliche “Schutzschicht” und verschmutzen nicht besonders schnell, das natürliche Material kann man auch problemlos mit einer milden Seife reinigen und dann am besten im Freien trocknen lassen, das dauert natürlich durch das dicke Material einiges an Zeit.
Mein Eindruck war auch, dass diese Teppiche, weil sie gerade so gefragt sind auch in speziellen Wohnzimmerformaten produziert werden also 140 mal 200 cm oder 200 mal 300. Die Teppiche, die wir bei unserem letzten Einkauf gekauft haben sind teilweise ältere Exemplare und sind schmäler und länger, das hat wahrscheinlich auch mit den vorhandenen Webstühlen zu tun. Angeblich lassen sich die Teppiche aber problemlos kürzen, ich habe mir das leider aber nicht zeigen lassen.


Boucherouite
Bunt und teilweise wie große moderne Kunstwerke sind Boucherouite Teppiche. Aus Mangel an Wolle werden in diesen Teppichen auch Stoffe verwendet, teilweise finden sich aber auch Kombinationen aus mehreren Materialien. Die Muster und Farben sind beeindruckend intensiv und angeblich werden in den Teppichen die nicht mehr gebrauchten Kleidungsstücke der Familien verarbeitet, manchmal sollen das sogar Hochzeitskleider gewesen sein.

Jeder Teppich ein Kunstwerk.
Boucherouite
Boucherouite Museum in Marrakesch:

Musee Boucharouite:
Das kleine Museum ist ein einem sehr geschmackvollen Riad untergebracht. Neben den Teppichen kann man also einen Rundgang durch das Haus machen. Angeblich ist der Hausbesitzer ein großer Teppichkenner und führt auch manchmal durch sein Haus.