Letztens durfte ich mir im Garten meiner Mutter ein paar Blumen schneiden. Normalerweise bekomme ich Blumensträuße, wenn ich meine Mama besuche. Genauso natürlich, wie man bei einem Besuch normalerweise Kaffee und Kuchen bekommt, bekomme ich einen Blumenstrauß. Bei meiner Hochzeit hat sie meinen Brautstrauß gebunden und die gesamte Blumendekoration für die Hochzeit. Aber auch wenn ich traurig bin, bekomme ich einen Blumenstrauß. Wenn ich sehr traurig bin sogar zwei und manchmal werden die Sträuße gebunden und schnell per Boten zu mir transportiert.
Die Art und Weise einen Garten anzulegen oder einen Strauß zu binden ist etwas sehr persönliches. Ich kann mich immer noch gut an die Wiesenblumensträuße meines Opas erinnern.
Als ich mit der Schere im Garten meiner Mama stand, sind mir ein paar Dinge durch den Kopf gegangen. Erstens war ich froh, dass Sie neben mir war und schon wieder mit mir durch den Garten gehen konnte. Zwei Wochen vorher war ich nämlich allein im Garten und habe mir eine Hortensie stibitzt, während sie sehr krank im Spital lag. Dann habe ich an meinen Großvater denken müssen, der war zwar kein Gärtner aber der Meister der Blumensträuße. Wenn man mit ihm spazieren ging, macht er Wiesenblumensträuße, bei denen die Blumen korrekt in Kreisen umeinander gereiht wurden. Kornblumen, Margeriten, dann wieder Kornblumen. Ich habe schon lange keine Kornblumen mehr in freier Wildbahn gesehen.
Ich mag die Erinnerungen an die Spaziergänge mit meine Großvater durch die Felder und die mit meiner Mama durch ihren Garten.
Was mir noch durch den Kopf gegangen ist, außer dass diese Leidenschaft am Gestalten vielleicht vererbbar ist? Wenn ich in aktueller Ermangelung eines eigenen Schnittblumengartens durch die Felder streife, bin ich immer ein bisschen auf der Jagd. Was könnte farblich zusammenpassen, wie kann man die Pflanzen kombinieren. Ich liebe es kreativ zu sein, aber beim Blumenbinden bin ich entspannter, beim Malen der Schneidern quält mich immer der Perfektionismus. Das Töpfern kann ich gar nicht anfangen, weil mich stresst, dass der Ton keine Fehler verzeiht. Die Blumen kann man zusammenstecken, die Vase mal drehen und dann schauts gleich wieder anders aus. Und nach ein paar Tagen ist die Pracht dann sowieso dahin.
Jedenfalls hat mich dieser Strauß dazu inspiriert, was auch in meinem Garten wachsen soll. Ich liebe diese Farben nämlich sehr, das blasse orange der Dahlien, die Astern, die dunkle Fetthenne und dazwischen ein paar Hortensien und Blütenstände der Anemonen. Ein paar Rosen, die schöne Hagebutten geben, brauche ich auch dringend in meinem Garten. Irgendwann sollen einmal Pflanzpläne entstehen, dieser Strauß ist Inspiration für meine Schnittblumen im Herbst.